Normalerweise verabschieden wir uns im Juli in den wohlverdienten Urlaub. Aber normal ist dieses Jahr nicht viel. Einige Hartgesottene werden ohne Planänderung in die Ferien fliegen und so die Wirtschaft anderer Länder unterstützen. Andere werden diesen Sommer die Schönheit des eigenen Landes erkunden und der hiesigen Wirtschaft Gutes tun. Und wir alle werden es bewusster als die Jahre zuvor genießen, die eigenen vier Wände verlassen zu können und vielleicht mal wieder etwas näher an andere Menschen rücken zu dürfen. Es kann ja durchaus ein positiver Nebeneffekt der Pandemie sein, dass wir Freiheit, Nähe und Kontakt jetzt noch mehr wertschätzen.

Der schwarze Schwan

Dennoch wird die entschleunigte Zeit nach der stillgestandenen Zeit sicher auch dazu genutzt, einmal in sich zu gehen und nachzudenken. Die Unternehmer*innen unter uns denken mit Sicherheit über die letzten drei bis vier Monate nach. Wie der berühmte schwarze Schwan, den man erst für existent hielt, nachdem man ihn gesehen hatte, tauchte COVID19 quasi aus dem Nichts auf.

Nach der ersten Schockphase haben sich viele Unternehmer*innen und Selbstständige überlegt, was sie in dieser Situation machen könnten. Eine sehr imposante Zahl hat relativ schnell die Produktion auf Produkte umgestellt, die plötzlich heiß begehrt waren. Nun läuft die reguläre Produktion wieder an. Was macht man nun mit den Produkten, die man in der Zwischenzeit produziert hat? Die Produktion einfach stoppen und zurück zur früheren Produktpalette?

Fall-Beispiel

Schauen wir uns einmal einen konkreten Fall an: ein Hersteller von Auspuff-Anlagen, der seine Produktion auf Beatmungsgeräte umgestellt hat. Weiter können die Abnahme-Märkte nicht voneinander entfernt sein: Automobil-Industrie und Krankenhaus-Betrieb. Doch wenn wir uns die Technik dahinter anschauen, geht es bei beiden Produkten darum, Luft von einem Ort zu einem anderen zu befördern und dabei qualitativ zu verändern (die Ingenieure unter Ihnen mögen mir diese grobe Vereinfachung verzeihen).

Bei der Definition der Strategie und der Vision eines Unternehmens geht es immer auch darum zu beschreiben, was das Unternehmen genau macht. Ich hatte mal einen visionären Vorgesetzten, der seine Leute motivierte, größer und breiter zu denken, indem er sagte: Wenn Euer Marktanteil über 20 Prozent ist, habt Ihr den Markt falsch definiert. Wenn wir also den Auspuff-Anlagen-Hersteller betrachten: Ist er im Markt für Auspuff-Anlagen für die Automobil-Industrie, oder im Markt für Anlagen, die Luft bewegen und qualitativ verbessern zuhause? Wenn man sich für Letzteres entscheidet, kommen auf einmal viele zusätzliche Absatz-Märkte ins Spiel: Abluft-Anlagen für Klär-Anlagen oder für Agrikultur-Betriebe. Anlagen für das Zuhause von Asthmatikern und Allergikern. Fachleuten fallen hier sicher noch eine ganze Menge anderer möglicher Produkte ein.

Neue Geschäftsfelder

Gerade jetzt, wo unsere Wirtschaft in die Knie gegangen ist, wäre es sinnvoll, das Angebot zu erweitern, um das Risiko zu streuen. Denn die Pandemie hat auch gezeigt: Nur in den seltensten Fällen gehen alle Märkte gleichzeitig und gleich extrem in eine wirtschaftliche Flaute.

Natürlich hat das Konsequenzen für das Unternehmen, wenn auf einmal neue Geschäftsbereiche entstehen. Das Geschäftsmodell muss überdacht werden, ebenso die Wertschöpfungskette und auch die Kompetenzen der Beschäftigten gehören dann auf den Prüfstand. Außerdem baut man neue Partnerschaften und Absatzmärkte auf, die für die unterschiedlichen Angebote nützlich sind.

Vom Prinzip sprechen wir hier von einem umgekehrten Strategie-Prozess: Anstelle am Anfang zu entscheiden, in welchem Markt man was anbieten möchte, hat man nun ein zusätzliches Angebot und fragt sich: Wie muss ich den Markt definieren, damit alle meine Angebote optimal hineinpassen.

Klingt kompliziert? Ist es aber nicht. Ich helfe Ihnen gerne bei diesen Überlegungen! Ich habe dazu auch ein Online-Seminar gehalten. Wenn Sie bei diesen Prozess Unterstützung suchen: ich bin für Sie da!

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