In diesen Wochen sind viele Unternehmen damit beschäftigt, das nächste Jahr vorzubereiten. Da werden Strategien überdacht, Planungen gemacht, die Budgets kalkuliert.
Einige Unternehmen stellen dabei auch das eigene Geschäftsmodell auf den Prüfstand. Denn die tiefgreifenden Veränderungen durch Digitalisierung und Automatisierung haben Spuren hinterlassen, ebenso die Pandemie. Viele haben bereits gelernt, sich auf Neues einzulassen, haben einiges ausprobiert und sind damit erfolgreich.
Das gilt auch für neue Weichenstellungen, die durch die Pandemie notwendig waren. Bei diesen stellt sich nun die Frage, ob man das Neue beibehält oder zurück zum früheren Modell geht. Hier möchte ich zum Innehalten einladen. Denn die Zeiten ändern sich und manchmal sind aus der Not geborene Geschäftsmodelle tatsächlich die bessere Lösung, um gut aufgestellt in die Zukunft zu gehen.
Schauen wir uns mal das kleine Dorf Remmesweiler im Saarland an, das schon vor der Pandemie kein einziges Lebensmittelgeschäft mehr hatte. Die findigen Bewohner haben aus der Not eine Tugend gemacht: sie haben kurzerhand eine Plattform entwickelt, auf der man Lebensmittel aus der Region bestellen kann. Der Clou: Die Abholstelle ist das Gemeindezentrum, in dem kurzerhand parallel zu den Abholzeiten der Bestellungen ein Frühstück angeboten wird. Das Ergebnis: mehr Austausch der Dorfbewohnerinnen und Bewohner und ein neues Wir-Gefühl des Dorfes.
Lässt sich so etwas auf Unternehmen übertragen? Sehr wahrscheinlich. Schließlich zeichnet sich ab, dass viele Berufstätigen auch in Zukunft einen Teil ihrer Arbeitszeit im heimischen Büro verbringen. Zugleich ist es bei diesem hybriden Arbeiten wichtig, dass es regelmäßigen persönlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen gibt um die Innovationskraft der Unternehmen zu erhalten. Zudem ist es für Führungskräfte wichtiger denn je, bei durch virtuellem Arbeiten gesteigerter Produktivität (zum Beispiel mehr Kundentermine) das Wohlbefinden der Mitarbeitenden im Blick zu behalten.
Und es gibt noch weitere Beispiele für Veränderungen: Viele Unternehmen haben ihre Lieferketten umgestellt, weil während der Pandemie nicht alle Verbindungen aufrechtzuerhalten waren. Und es gibt ein neues Lieferkettengesetz, das die beauftragenden Unternehmen mehr in die Pflicht nimmt. Wie wäre es also, wenn man lokale oder regionale Lieferanten in die Lieferketten aufnimmt und so einen Beitrag zu Nachhaltigkeit, lokalem Wiederaufbau und Klimaschutz leistet? Das könnte dem eigenen Unternehmen einen ganz neuen Anstrich geben.
Das Verbinden unterschiedlicher Geschäftsmodelle ist ein weiterer Trend. Viele kennen Lebensmittel-Lieferservices wie Picnic in Nordrhein-Westfalen oder Lebensmittel-Retter wie Too-good-to-go. Flink ist ein Lieferservice, der mit schneller Lieferung (10 Minuten) durch umweltfreundlich fahrende Fahrradkuriere punktet und der alles, was übrig bleibt, an die Tafel weitergibt (sehe ich persönlich, weil Flink in meiner Nachbarschaft liegt).
Ein Restaurant in Pirna hat festgestellt, dass durch das Fehlen der Gäste und des ausschließlichen Home-Delivery auf einmal viel mehr Zeit für die Azubis war. Ein Azubi-Menü kommt sicher auch nach dem Lockdown gut an. In Zürich gibt es sogar ein Restaurant, in dem nur die Azubis kochen. Wie kann man das für die Zukunft bewahren? Denn besser ausgebildete Mitarbeitende, die Verantwortung übernehmen, sind immer gut. Andere Unternehmen haben die Kurzarbeit dazu genutzt, ihren Mitarbeitenden Weiterbildungen in Form von Online-Trainings zu ermöglichen. Das ist eine gute Investition und könnte ebenfalls problemlos beibehalten werden.
Es ist also sinnvoll für Unternehmen, alles kontinuierlich daraufhin zu überprüfen, ob es innovativere Lösungen gibt, die für die Zukunft unternehmerische Vorteile bringen.
Wir alle hoffen darauf, dass 2022 wieder ein normales Jahr wird. Da wird dann viel von Resilienz gesprochen: Aufstehen, abklopfen, weitermachen – wie vorher. Ich denke, wir sollten eher pro-silient sein: aufstehen, abklopfen und neu beginnen: mit Altbewährtem sowie Neugelerntem.
Wenn Sie bei diesen Überlegungen Unterstützung wünschen: Anruf genügt!