Krise ist inzwischen Alltag– und das kommt nicht nur mir seit Beginn der Pandemie 2020 so vor. Umso interessanter finde ich BANI, einen neuen Ansatz, um die Rahmenbedingungen unserer Zeit zu verdeutlichen. Worin liegen die Unterschiede zu VUCA, dem Modell, das uns seit den späten 1980er, frühen 1990er Jahren beschäftigt hat? Und was bedeutet das für Unternehmen, auch aus dem Mittelstand?
Die Zeiten ändern sich, das wussten bereits die alten Römer. Doch unsere Welt ist komplexer und chaotischer geworden, und das rückt mehr und mehr in unser Bewusstsein. Um den Wandel zu beschreiben, ist es hilfreich, die veränderten Rahmenbedingungen in Worte zu fassen.
Bereits in den späten 1980er Jahren – nach dem Ende des Kalten Krieges – entstand das Akronym VUCA, das für volatility (Unbeständigkeit), uncertainty (Unsicherheit), complexity (Komplexität) und ambiguity (Mehrdeutigkeit) steht. VUCA öffnete die Türen zu einer agilen Unternehmensführung und agilen Problemlösungsstrategien, die unter anderem mit Szenarien, Modellen oder Simulationen arbeiten.
BANI ist ein Kürzel, das von Jamais Cascio, einen Zukunftsforscher, entwickelt wurde, um die Rahmenbedingungen für eine zunehmend chaotische Welt zu beschreiben. BANI steht für brittle (brüchig), anxious (ängstlich, besorgt), non-linear (nicht linear) und incomprehensible (unverständlich). Denn unsere Gegenwart ist noch komplexer, noch unkalkulierbarer geworden als in der VUCA-Welt gedacht. Pandemie, Klimakrise, politische und wirtschaftliche Unsicherheiten, kurzum: permanenter Krisenmodus, stehen auf dem Programm und sind die neuen Herausforderungen, denen sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stellen müssen. BANI soll helfen, diesen Wandel in Worte zu fassen.
also brüchig, sind Systeme, die von innen heraus morsch sind, obwohl sie von außen noch intakt aussehen. Doch eine kleine Veränderung kann dazu führen, dass diese Systeme kollabieren. Die Alternative: Der Wandel hin zu belastbareren und flexibleren Systeme, die anpassungsfähiger auf die Herausforderungen der Zeit reagieren.
also ängstlich, umschreibt die Überforderung, in neuen und ungewohnten Situationen Entscheidungen zu treffen, deren Konsequenzen nicht vollständig absehbar sind. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Satz des früheren Gesundheitsministers Jens Spahn zu Beginn der Pandemie: „Wir werden uns viel zu verzeihen haben.“ Denn wir können es uns nicht erlauben, in Schockstarre zu verfallen und nichts zu tun. Was wir lernen können: mit Unsicherheiten und Ängsten besser umzugehen, Mut zu zeigen und achtsam und emphatisch zu agieren, also viel zu erklären.
beinhaltet den Verlust von Kausalitäten, also dem allseits beliebten Wenn-Dann-Denken. Wir halten mehr und mehr Bälle in der Luft und sollten daher flexibel bleiben und den jeweils relevanten Kontext im Blick behalten. Denn auch kleine Veränderungen könnten weitreichende Folgen haben.
also unverständlich, steht für Veränderungen, die wir nicht nachvollziehen können und die uns deshalb umso mehr verunsichern. Auch wenn wir viele – oft zu viele – Informationen haben, machen diese manche Ereignisse und Entscheidungen nicht wirklich besser verständlich. Sofern möglich, hilft hier ein mehr an Transparenz, um zwischen Signal und Rauschen unterscheiden zu können. Und wenn auch das nicht funktioniert, müssen wir lernen, nicht nur unserem Kopf, sondern auch unserer Intuition zu vertrauen.
Auch wenn das Tagesgeschäft gerade fast alle Menschen, Organisationen und Institutionen extrem fordert – sich mit der BANI-Welt zu beschäftigen, halte ich für sinnvoll. Werfen Sie daher gerne einen Blick auf die folgende Grafik von Stephan Grabmeyer, die die Unterschiede der beiden Modelle anschaulich zusammenfasst.
Sie brauchen Orientierung in der BANI-Welt? Sprechen Sie mich gerne an oder nutzen Sie mein neues Beratungsangebot.